Vermessung eines historischen Vierkanthofes

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Allgemein, Vermessungstechnik

Schlagwörter

3D-Vermessung

Autor

Ulrich Schaefer

Datum

Vermessung eines historischen Vierkanthofes

Vermessung ist wie puzzeln!

Erfolgreiche Vermessung erfordert nicht nur Geschick, sondern auch den Einsatz moderner Technologien wie 3D-Laserscanning. Mit den richtigen Werkzeugen, fundiertem Fachwissen und einer Prise Kreativität lassen sich selbst anspruchsvolle Herausforderungen bewältigen. Oftmals ist es die clevere Kombination verschiedener Vermessungsverfahren, die zum gewünschten Ergebnis führt.

Gerade beim vollständigen und verformungsgerechten Aufmaß eines komplexen Gebäudes zeigt sich das besonders deutlich. Hierbei kommen unterschiedliche Vermessungsinstrumente gezielt zum Einsatz: GNSS-Empfänger für die Georeferenzierung, Tachymeter für das Aufmaß von Grundstücksgrenzen und Targets, 3D-Laserscanner für die flächenhafte Erfassung von Fassaden und Innenräumen sowie Vermessungsdrohnen zur detaillierten Dokumentation von Dachflächen. Diese Vorgehensweise ermöglicht die Erstellung eines präzisen Bestandsplans und trägt zur umfassenden Digitalisierung bei – wie jüngst bei unserem Projekt auf der Reitanlage Hubertushof bei Kerpen.

Die Aufgabe

Auf dem Gelände der Reitanlage soll ein Gebäudeteil des historischen Vierkanthofes umgebaut, sowie erweitert werden. Ein Teil des Speichers soll zu Wohnraum umgebaut werden. Da es sich um einen alten Gebäudebestand, welcher etwa aus dem Jahr 1850 stammt, handelt, liegen keine belastbaren Bauzeichnungen oder andere Pläne vor. Hinzu kommt, dass Teile des Wohngebäudes im zweiten Weltkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut wurden. Für die anstehenden Baumaßnahmen werden aktuelle Grundrisse, Schnitte und Ansichten benötigt.

Die verformungsgerechten Grundrisse und Schnitte dienen dem Architekten als Arbeitsgrundlage. Gleichzeitig kann geprüft werden, ob der geplante Umbau auch statisch umsetzbar ist.

Umsetzung

Das Projekt "Ponyhof" bietet die Möglichkeit, sämtliche Vermessungsinstrumente aufzufahren, die das Magazin hergibt. Für ein erfolgreiches Zusammenfügen der Ergebnisse der einzelnen Messinstrumente in ein einheitliches Koordinatensystem sind Passpunkte notwendig. Ein Schlüssel dafür ist das Nutzen von GNSS-Antennen zur Georeferenzierung. Damit werden zum einen die Groundcontrolpoints und die Targets für das 3D-Laserscanning, zum anderen auch die Anschlusspunkte für die Stationierung (Helmert Transformation) des Tachymeters vermessen.

Für das Aufmaß der Grenz – und Katasterpunkte ist das Tachymeter das Maß der Dinge. Ob an der Straßenseite oder im Unterholz hinter den Hallen des Vierkanthofes: die umfassende Untersuchung der Eigentumsgrenzen ist wichtig. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Abstandsflächen des geplanten Anbaus später auch auf dem Grundstück liegen.

Gleichzeitig werden für die Georeferenzierung der 3D-Laserscanns und Drohnendaten die Targets sowie Groundcontrolpoints tachymetrisch im selben Lage- sowie Höhensystem vermessen.

Mit zwei 3D-Laserscannern im simultanen Einsatz wurden innerhalb eines Arbeitstages alle Räumlichkeiten des Hubertushofs für ein verformungsgerechtes Aufmaß aufgenommen. Ein Leica RTC360 eignet sich für den Außenbereich, da er über ein hohe Reichweite verfügt. Im Innenbereich lässt sich der Leica 360 G2 prima einsetzen, da er aufgrund seiner Bauform und dem geringen Gewicht schnell stationiert werden kann.

Über alle dem kreist die Vermessungsdrohne am Himmel und nimmt Luftbilder des gesamten Geländes inkl. Bebauung auf. Die Groundcontrolpoints sind in den Bildern wiederzufinden - diese können zur Prüfung der Positionierung der Drohne genutzt werden. Für mehr Details der Dächer werden ergänzende Nahaufnahmen gemacht. Ebenfalls wird ein nicht mit dem 3D-Laserscanner zu messender Gebäudeteil aufgenommen.

Das Finale

Fuuuuuuusiooon – dank des übergeordneten Referenzsystems können alle Ergebnisse einfach zusammengefügt werden. Die registrierte Punktwolke der Gebäude aus dem 3D-Laserscanning, eine Punktwolke der Dächer aus der Drohnenbefliegung, die Eigentumsgrenzen aus der Katastervermessung mit dem Tachymeter. In der Weiterverarbeitung können Ansichten und Schnitte erstellt, sowie Aussagen über die Statik des Gebäudes getroffen werden. Zum Bauantrag wird ein 2D-Lageplan abgeleitet.

Das Gesamtergebnis kann sich durchaus sehen lassen – das findet auch unser Publikum vom Ponyhof!

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